Leuchtet sie nicht hell, heller als alle anderen Abendsterne entlang der Wiener Ringstraße? Die Wiener Staatsoper, am 25. Mai 1869 feierlich mit „Don Giovanni“ eröffnet, begleitet sie Herrn und Frau Wiener bereits seit über 150 Jahre. Ihre Anziehungskraft ist so groß, ihre Aura so mächtig, dass sie mich einfach in ihren Bann gezogen und nie wieder losgelassen hat. Auf meinem Heimweg von der Weihnachtsfeier hat es mich unweigerlich zu ihr hingezogen.
In diesem Haus werden Träume wahr. Hier ziehen Schwanenritter durch Brabant, hier finden Frauen ohne Schatten zu ihrer Menschlichkeit, und hier findet selbst Papageno, der tollpatschige Kerl, mit Hilfe der Magie seine Papagena und die Liebe. Hier wird aber ebenso verführt, hintergangen und gemordet, dass sich die Balken nur so biegen – all das jedoch immer im Namen der Kunst.
Möge dies weiterhin auf diesem hohen künstlerischen Niveau geschehen. Mögen alle Verantwortlichen, die nach Dominique Meyer noch folgen werden, dieses Juwel der Kunst hegen und pflegen, als wäre es ihr eigenes Augenlicht. Denn, um es mit den Worten des großen Otto Schenk auszudrücken, die er im Rahmen der Europäischen Kulturpreisgala 2019 mahnend an die Welt gerichtet hat: „Wer die Wiener Staatsoper schlachtet, der tötet Wien und seine Schönheit.“
In diesem Sinne, Frohe Weihnachten, allen ein gesegnetes Fest, viel Liebe und Musik und weitere 150 Jahre Wiener Staatsoper.