Antwort auf eine Frage, die Prof. Karl Rathgeber mir gestellt hat. Nachdem er Pathys Stehplatz (17) mit “einem gewissen Vergnügen” gelesen hat, ist ihm eine Sache aber aufgestoßen: Ist es die Aufgabe der Oper, die Aufgabe von Kunst, um “Abstand von der Realität zu gewinnen“? Das habe ich nämlich als Begründung eingeworfen, warum ich Probleme damit habe, wenn Regisseur Simon Stone bei seiner Inszenierung von “La Traviata” für zu viel widersprüchliche Ablenkung von der Musik sorgt.
Meine Antwort:
Sehr geehrter Herr Prof. Rathgeber,
Lassen Sie es mich so sagen: Es gibt Opern, die sind in der Lage, schon alleine ihrer Musik wegen einen enorm leichten Zugang zu gewähren. Rein aufgrund ihres harmonischen Gefüges. Eine „Traviata“, ein „Simon Boccanegra“ oder ein „Lohengrin“, schießen mir da so auf die Schnelle durch den Kopf. Dann gibt es Opern, wo sich das total konträr verhält. Ein Wozzeck“, eine „Lulu“. Das sind sicherlich alles große Kunstwerke, die sich aber musikalisch nicht für jeden auf Anhieb erschließen lassen. Die sind schrill. Musikalisch schräg. Total abgefahren, um es in der Umgangssprache der Jugend zu sagen. (mehr …)