Klassik Musik Guide – welche klassischen Stücke sollte man kennen?
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Oper und klassische Musik sei schwierig. Das ist ein Vorurteil, das sich noch immer hartnäckig hält. Woher dieser Irrglaube stammt, ist schnell erklärt. Wer des Öfteren mal den Kulturteil in Tageszeitungen durchforstet, erhält den Anschein, Oper sei kompliziert. Zumindest erwecken viele Kritiken diesen Eindruck. Da wird mit Fachausdrücken und Fremdwörtern um sich geschmissen, als gabs kein morgen mehr. Dabei ist klassische Musik keine Raketenwissenschaft.

Musik bleibt Musik. Egal ob Pop, Rock, Jazz oder die sogenannte “Klassik”. Alles, was man benötigt, ist einfach nur ein offenes Ohr. Jeder, der gerne Musik hört, kann auch in der Oper finden, wonach er bei einem Popkonzert oder in der Disco sucht: Entspannung, Flucht aus dem Alltag und ein paar erholsame Stunden abseits der Realität. Ist in der Oper nicht möglich? Totaler Bullshit!
Der einzige Unterschied: Man muss halt wirklich zuhören. Zwischen hören und zuhören gibt es nämlich einen gewaltigen Unterschied. In der englischen Sprache wird das ganz klar deutlich. “Listen to the music” heißt es dort, statt nur “hearing”, um sich nur mal so nebenbei berieseln zu lassen. Das sind zwei paar Schuhe. Wer sich darauf einlässt, der wird reicht beschenkt. Und der Clou bei der ganzen Sache: Um das zu genießen, benötigt man nicht einmal viel Geld
Oper muss nicht teuer sein
Das ist nämlich ein weiteres Vorurteil: Oper und Klassik sei teuer, das hat sich irgendwie in die Köpfe vieler gebrannt hat. Vermutlich, weil man in Funk und Fernsehen immer nur das smokingtragende Volk aus dem Parkett in Szene setzt. Dabei geht es in der Oper auch ganz anders. Wer einmal auf der Galerie oder dem Stehplatz der Wiener Staatsoper gewesen ist, wird das bezeugen können. Die Preise dort: mehr als nur erschwinglich.
In der Wiener Staatsoper gibt es bereits Karten ab 10 €. So viel kostet eine Karte im Stehplatzparterre. Wer sich nun denkt: Ist der verrückt geworden – ich soll drei Stunden während einer Oper auch noch stehen, für den gibt es eine weitere Frohbotschaft. Ab rund 15 € ist man dabei, wenn man in einer der Logen einen hinteren Platz wählt. Der ist zwar sichteingeschränkt, aber für viele eine gute Option. Und selbst, wenn man das volle Spektrum der Oper genießen möchte – Klang und perfekte Sicht -, gibt es ab rund 40 € blendende Sitzplatzkarten in den oberen Rängen.
Andere Institutionen der Stadt bieten ähnliche Angebote. Im Musikverein Wien, dem Tempel der klassischen Musik, erhält man ebenso Stehplatzkarten. Der Goldene Saal dort, der gilt als der wichtigste und akustisch beste Konzertsaal weltweit. Im Gegensatz zur Wiener Staatsoper spielt man da aber keine Opern, also Musiktheaterstücke, wo neben der Musik und dem Gesang auch noch ein Bühnenbild zu sehen ist, sondern hauptsächlich rein musikalische Werke. Symphonien, Klavierkonzerte und Kammermusik. Berühmt ist der Musikverein Wien vor allem, weil die Wiener Philharmoniker von dort aus jährlich ihr Neujahrskonzert in über 90 Länder dieser Welt übertragen. Dabei erreichen die Walzerklänge, die da überwiegend gespielt werden, sage und schreibe rund 50 Millionen Zuschauer.
Lust bekommen, nun auch mal live dabei zu sein? Dann hier ein paar Tipps, um ein wenig Fuß zu fassen. Immerhin scheint der klassische Ozean so unendlich tief, dass man hier natürlich auch mal irgendwo seinen Anker werfen muss. Beginnen wir mit einigen Klassikern der Opernwelt.
Die große Kunst des Gesangs – Top 3 der Oper
Opern sind, um Philippe Jordan zu zitieren, das höchste der Kunst. Zumindest wenn alles passt: Inszenierung, Orchester, Sänger, Dirigent und Bühnenbild. Seit 2020 leitet der Schweizer als Musikdirektor die musikalischen Geschicke an der Wiener Staatsoper. Seine Meisterschaft als Dirigent, neben all den anderen Puzzleteilen wie Regie und Bühnenbild: Das Wichtigste in der Oper zu einem Erlebnis werden zu lassen – nämlich die Musik. Um da mal ein wenig reinzuschnuppern, zum Beginn eine kleine Auswahl berühmter Opernarien.
Nessun Dorma
Wer kennt sie nicht, die große Arie des Prinzen Kalaf aus der Oper “Turandot” von Giacomo Puccini. Luciano Pavarotti hat Nessun Dorma in den 1990er-Jahren einer großen Masse an Leuten nähergebracht, die bis dahin nichts mit der Oper am Hut hatten. Paul Potts, der Gewinner der ersten Ausgabe von “Britain’s got a talent”, hat den Siegeszug dieser Arie über den ganzen Globus fortgesetzt. Ein unbedingtes Muss, wenn man in der Welt der Oper, Fuß fassen möchte.
Casta Diva
Vielleicht nicht ganz so weltbekannt wie Nessun Dorma, aber ebenso ein “Must to know”: Die Arie Casta Diva der Oberpriesterin “Norma” aus Vincenco Bellinis gleichnamiger Oper. Unvergesslich und unerreicht, die große Maria Callas, die ein ebenso tragisches Leben führte. Nachdem sie wegen ihrer Stimmprobleme 1965 der Opernbühne den Rücken kehrte, wurde “die Callas”, wie man sie ehrfurchtvoll nannte, nie wieder wirklich glücklich. Zurückgezogen starb Maria Callas, der nicht nur die Opernwelt zu Füßen lag, 1977 in ihrer Wohnung in Paris.
Va, Pensiero – Gefangenenchor aus Nabucco
Keine Arie, aber aufgrund seiner enormen Popularität, unbedingt zu kennen: Der Gefangenenchor aus der Oper “Nabucco” von Giuseppe Verdi. Der Chor gilt als berühmtester aller Verdi-Chöre. In Italien, wo Verdi lebte und 1901 starb, ist Va, pensiero, wie dieses Chorwerk eigentlich heißt, gar so bekannt, dass es als geheime Nationalhymne verehrt wird. Sogar Zucherro, der italienische Popsänger, veröffentlichte 1997 eine zeitgenössische Adaption, die in den Charts sehr erfolgreich war.
Georg Friedrich Händel
“Lascia ch’io pianga” aus der Oper Rinaldo, HWV 7 (1711)
W. A. Mozart
“Parto, ma tu ben mio” aus der Oper La Clemenza di Tito, KV 621 (1791)
“Bei Männern welche Liebe fühlen” aus Die Zauberflöte, KV 620 (1791)
“Un aura amorosa” aus Cosi van Tutte, KV 588 (1790)
“Dove sono” aus Die Hochzeit des Figaro, KV 492 (1786)
“Ruhe sanft” aus dem Singspiel Zaide, KV 344 (1780)
Vincenzo Bellini
“Casta Diva” aus Norma (1831)
Gaetano Donizetti
“Una furtiva lagrima“ aus Der Liebestrank (1832)
Giacomo Puccini
“Nessun dorma” aus der Oper Turandot (1926)
“E lucevan le stelle” aus Tosca (1900)
Richard Wagner
Oh du mein holder Abendstern aus „Tannhäuser” (1845)
In fernem Land aus „Lohengrin” (1850)
Franz Schubert
“Der Lindenbaum” aus der Winterreise, D 911 (1827)
“Erlkönig”, D 328 (1815)
“Ständchen” aus Schwanengesang, D 957 (1828)
“An Silvia” , D 891 (1826)
Beethoven
“Adelaide” (1795)
Robert Schumann
“Widmung” aus dem Liederkreis Myrthen, op 25/1 (1840)
“Wenn ich in deine Augen seh” Dichterliebe op. 48/4 (1840)
Gustav Mahler
“Um Mitternacht” (1901)
Hallo Jürgen
ein klasse Ansatz, ein toller Artikel … zu einem so schwierigen Projekt. Weil ich begann, Interessierte zum Thema Johann Sebastian Bach hinzuführen, kam ich schließlich damit auch am Thema „Klassische Musik“ im Allgemeinen vorbei. Und endete schließlich bei einem ganz anderen Denkansatz und natürlich auch ganz anderen Titeln, also … meinen Klassik-für-Einsteiger-Empfehlungen.
Auf mehreren Websites versuche ich nun, vom Kindergarten-Alter bis hin zum Quereinsteiger in seinen Achtzigern Menschen vorsichtig zur Klassik zu begleiten. Ob es gelingt, werde ich wohl nie erfahren. Aber versucht habe ich es dann.
Eine spezielle Homepage, nämlich meine https://klassik-anfaenger-einsteiger.jimdofree.com/ nimmt sich der Mission an und freut sich natürlich auf Interessierte.
Danke für Deinen tollen Beitrag im Besonderen und Deinen Blog im Allgemeinen
Gruß Peter
(Sprecher der Musikerfamilie Bach)