Foto: Jonas Kaufmann (Parsifal) und Elina Garanca (Kundry) © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Kirill Serebrennikov inszeniert „Parsifal“ (Richard Wagner). Am Sonntag, den 11. April 2021, wurde die aufsehenerregende Neuinszenierung in der Wiener Staatsoper auf die Bühne gebracht. Der ORF war mit Kameras dabei.
→ Gesamtaufzeichnung auf ARTE Concert (18.04., ab 14:00 Uhr)
→ zweistündigen Sondersendung in ORF 2 (17.04., 22:00 Uhr)
→ Gesamtausstrahlung in Radio Ö1 (17.04., 19:30 Uhr)
→ »Matinee am Sonntag«: Portraits von Jonas Kaufmann & Elīna Garanča (18.04., 9:05 Uhr)
Die Gesamtaufzeichnung der Premierenproduktion ist am 18. April 2021 ab 14:00 Uhr europaweit auf ARTE Concert kostenlos verfügbar und dort bis für mindestens 30 Tage abrufbar.
Der ORF ganz im Zeichen von Richard Wagners „Parsifal“
Radio Ö1 sendet die Aufzeichnung am 17. April 2021 ab 19.30 Uhr. In ORF 2 gibt es an diesem Wochenende einen Parsifal-Schwerpunkt: in der gut zweistündigen Sondersendung »Der Fall Parsifal« , die am 17. April 2021, 22:00 Uhr ausgestrahlt wird, wird der Mythos Parsifal aufgegriffen. Und zwar in einer einzigartigen Form. Mit umfassenden Ausschnitten aus der Produktion, Interviews und Beiträgen wird eine ganze besondere Version des Bühnenweihfestspiels gezeigt. Die »Matinee am Sonntag« (18. April 2021, 9.05 Uhr) zeigt Portraits der Protagonisten Jonas Kaufmann und Elīna Garanča sind.
ORF.at streamt die Gesamtaufnahme der Neuproduktion am Sonntag (18. April ab 16.00 Uhr) und beschäftigt sich mit Beiträgen, Interviews, Fotos und Videos mit dem Werk und dessen Deutung durch Kirill Serebrennikov. Die Inszenierung wird darüber hinaus sieben Tage lang via TVthek.ORF.at online abrufbar sein.
Es dirigiert Musikdirektor Philippe Jordan, der das Werk zum ersten Mal im Haus am Ring leitet. Als Parsifal ist Jonas Kaufmann zu erleben, der in dieser Spielzeit u. a. bereits in der Titelpartie der Don Carlos-Wiederaufnahme zu sehen war. Elīna Garanča gibt als Kundry ihr lange erwartetes internationales Rollendebüt, ebenso wie Ludovic Tézier als Amfortas. Weitere Wiener Rollendebüts wichtiger Gastsolisten: Georg Zeppenfeld als Gurnemanz und Wolfgang Koch als Klingsor.
Die Gralsburg als Haftanstalt
Regisseur Kirill Serebrennikov, gefragter Theater-, Film- und Opernregisseur ist mit Parsifal erstmals für die Wiener Staatsoper tätig. Dabei verantwortet der Russe, der aufgrund einer Verurteilung seine Heimat nicht verlassen darf, nicht nur die Inszenierung, sondern gestaltet auch das Bühnenbild und die Kostüme. Die Proben hatte er per Videoschaltung Live von seiner Moskauer Wohnung aus geleitet.
Teil des Bühnenbildes ist ein Gefängnis – inspiriert von einer maison centrale, einer französischen Gefängnisanlage, in der die sogenannten Hoffnungslosen, oft Angehörige ethnischer oder religiöser Minderheiten, interniert und damit sich selbst überlassen werden. Diese szenische Ortswahl sieht Kirill Serebrennikov symbolisch:
»Die Gralsritter, so wie Wagner sie bereits zu Beginn des Stückes darstellt, haben offenbar einen Teil ihres Glaubens verloren, vermutlich sogar dessen wichtigsten und entscheidendsten Teil. Der Gral, so wie ich ihn verstehe, ist die Idee der Freiheit ganz allgemein – und genau deswegen ist er in Widerspruch zur Bruderschaft der Gralsgemeinschaft geraten: Die Ritter sind gefangen in ihrer dogmatischen Kampfstellung gegen alles Weltliche. Sie sind mit Scheuklappen unterwegs in der Welt, von der sie eine zunehmend verzerrte und verengte Wahrnehmung haben. Der Gefängnis-Raum meiner Inszenierung ist eine Metapher für die bornierte, zusammengeschrumpfte, dogmatische Welt, in die sie sich selbst eingesperrt haben und in der alles anders passiert als es passieren sollte. Und natürlich: Ein Leben in Gefangenschaft ist eine der möglichen Lesarten, die meine Inszenierung für den Satz >zum Raum wird hier die Zeit< anbietet«, schreibt der Regisseur in einem Programmheft-Beitrag über seine Sicht auf das Werk.
Und Kirill Serebrennikow erläutert weiter:
»Jede naive Bebilderung würde die subtilen Sinnzusammenhänge von Wagners Partitur vergröbern. Man kann sich die szenischen Lösungen konventioneller Aufführungen für das Wunder des in der Luft stehenbleibenden Speers anschauen: Solche Versuche, die musikalisch realisierten Wunder von Wagners Partitur zu illustrieren, zeitigen alles andere als die gewünschten magische Effekte. Ich will und kann daher Wagners Parsifal nicht 1:1 illustrieren – obwohl alle Symbole Wagners in unserer Inszenierung vorkommen: der Kelch, der Speer, das Kreuz, >des Heilands selige Boten< usw. Ich glaube aber, dass die eigentliche Metaphysik sich im tatsächlichen Leben ereignet. Bei den Dreharbeiten zu unserm Parsifal-Filmmaterial im letzten Dezember rund um Moskau haben wir eine Beton-Ruine entdeckt. Es herrschte unglaublicher Frost und zugleich fiel das Sonnenlicht durch die Löcher in den zerstörten Wänden herein. Ein in seiner Schönheit magischer und irrealer Moment. Ich entdecke als Künstler Gott in dieser Schönheit.«
Internationale Starbesetzung: Kaufmann, Garanča & Co
Musikalische Leitung Philippe Jordan
Inszenierung, Bühne & Kostüme Kirill Serebrennikov
Licht Franck Evin
Ko-Regie Evgeny Kulagin
Mitarbeit Bühne Olga Pavluk
Mitarbeit Kostüm Tatiana Dolmatovskaya
Video & Foto Designer Aleksei Fokin, Yurii Karih
Kampfmeister Ran Arthur Braun
Dramaturgie Sergio Morabito
Amfortas Ludovic Tézier
Gurnemanz Georg Zeppenfeld
Parsifal Jonas Kaufmann
Klingsor Wolfgang Koch
Kundry Elīna Garanča
Der damalige Parsifal Nikolay Sidorenko
Titurel Stefan Cerny
1. Gralsritter Carlos Osuna
2. Gralsritter Erik Van Heyningen
1. Knappe Patricia Nolz
2. Knappe Stephanie Maitland
3. Knappe Daniel Jenz
4. Knappe Angelo Pollak
1. Blumenmädchen/1. Gruppe Ileana Tonca
2. Blumenmädchen/1. Gruppe Anna Nekhames
3. Blumenmädchen/1. Gruppe Aurora Marthens
1. Blumenmädchen/2. Gruppe Slávka Zámečníková
2. Blumenmädchen/2. Gruppe Joanna Kędzior
3. Blumenmädchen/2. Gruppe Isabel Signoret