Osterfestspiele Salzburg: Das Duell Bachler gegen Thielemann spitzt sich zu

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Foto: Christian Thielemann © APA / Christian Neubauer

„Bachler gegen Thielemann: Showdown in Salzburg”, titelt der Merkur. Der Kampf um die Vormachtstellung bei den Osterfestspielen Salzburg geht in die nächste Runde.

Nikolaus Bachler, 68, noch Intendant der Bayerischen Staatsoper, soll ab 2021 Geschäftsführer der Osterfestspiele werden und ab 2022 die Intendanz übernehmen. Künstlerischer Leiter des elitären Festivals ist seit 2013 Christian Thielemann. Die beiden Alpha-Tiere scheinen jedoch nicht miteinander zu können. Thielemann befürchtet ein Kompetenzproblem: Wer hat in künstlerischen Dingen das letzte Wort?

Thielemann plant „Lohengrin” (2022) und „Elektra” (2023). Bachler wiederum wünscht „Freischütz” und „Der fliegende Holländer”. In einem nun veröffentlichten Brief an die Festspielleitung stellt Thielemann fest, dass Bachler die beiden von ihm vorgesehenen Opern ohne zureichende Begründung abgelehnt habe. Außerdem betont Thielemann in dem Schreiben, das auf den 29. Juli datiert ist: „Es liegt in der Natur der Sache, dass nur ich befugt bin, die Rahmenplanung für die Osterfestspiele zu erstellen.” Insofern bestehe „kein Raum für eine ‚künstlerische Gesamtverantwortung‘ einer anderen Person”.

Bereits seit der Ära Karajan, der die Osterfestspiele 1967 gründete, lägen die wesentlichen Programmentscheidungen in der Hand der künstlerischen Leitung. „Es ist unannehmbar, dass in diese künstlerische Freiheit eines Dirigenten von außen eingegriffen und ihm andere Werke und Programme aufoktroyiert werden könnten”, so Thielemann weiter.

Vielleicht klärt sich das Hick-Hack am 17. September, wenn sich der Aufsichtsrat zur außerordentlichen Sitzung trifft.

Doch einige wittern bereits eine Verschwörung. Thielemann soll von den Salzburger Entscheidungsträgern bewusst abgesägt werden. Ziel sei es, mit Bachler wieder das Gründungsorchester der Osterfestspiele nach Salzburg zu holen: die Berliner Philharmoniker. Bis zu deren überraschenden Abgang im Jahr 2011 waren die Berliner sozusagen „Orchester in Residence”. Mit Bachlers hervorragenden Kontakten zu Kirill Petrenko, der ab dieser Saison die Berliner Philharmoniker als Chefdirigent leitet, scheint die Erfüllung dieser Vision näher zu rücken. Seit 2013 residiert ja Thielemanns Staatskapelle Dresden im Salzburger Festspielhaus.

Anfang Juli soll es das letzte persönliche Treffen der beiden Streithähne in Bayreuth gegeben haben. High-Noon auf dem Grünen Hügel sozusagen. Wie auch immer dieses Duell enden wird, eine friedliche Koexistenz zwischen Bachler und Thielemann scheint in Salzburg in weite Ferne gerückt.

Jürgen Pathy (Klassikpunk), 21. August 2019

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