Placido Domingo
Foto: Placido Domingo erhölt den österreichischen Musiktheaterpreis © APA / Barbara Gindl

Gedanken zum Tag: „Ich bin froh, dass Plácido Domingo noch singt!”

Plácido Domingo ist 80. Zumindest, wenn man den offiziellen Angaben glauben will. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man jedoch, Domingo sei schon um einiges älter. Tut natürlich nichts zur Sache. Ebenso wie die Vorwürfe, die ihn des Machtmissbrauchs beschuldigt haben. Offiziell verurteilt wurde er nie.

Dass Personen, denen zu viel Autorität verleibt wird, diese des Öfteren missbrauchen, ist bekannt. Beweise dafür hat man allerdings nie erbracht. Ein angekratzter Ruf, Auftrittsverbote in vielen Ländern, wie auch gesundheitliche Probleme – Domingo hat eine Corona-Infektion hinter sich – sind Strafe genug. Nur in Wien und Salzburg hält man ihm noch die Stange.

Viele Beiträge sind nun veröffentlicht worden, anlässlich seines Geburtstages, den Domingo am 21. Januar gefeiert hat. Sachlich neutrale als auch tendenziöse, die einfach nur mit der großen Schlagzeile punkten wollen. Den Vogel abgeschossen hat allerdings ein deutscher Autor, als Kritiker recht bekannt: Eine tragische Witzfigur sei aus Domingo geworden, schreibt er da. Gefolgt von einem inhaltslosen Text, der nur darauf abzielt, um billig Leser zu generieren. Vielleicht zurecht, vielleicht aber auch nicht.

Ich allerdings bin froh, dass Plácido Domingo noch singt. Vielleicht sollte er ab und zu kürzertreten, sich die ein oder andere längere Pause gönnen. Immerhin steht Domingo seit Jahrzehnten auf der Bühne. Da kann es durchaus schon mal passieren, dass die Stimme nicht mehr ganz so locker sitzt, dass es da und dort mal zwickt.

Fast nichts davon zu hören, vor kurzem erst, als Domingo an der Wiener Staatsoper in der Titelrolle von Verdis “Simon Boccanegra” zu bestaunen war. Auf diesem Niveau hat man den gealterten “Tenorissimo”, der seit Jahren bereits im Baritonfach aktiv ist, schon lange nicht mehr gehört. Die lange Corona-Pause hat ihm hörbar gut getan.

In dieser Verfassung, wenn er seine Stimme wieder derart bronzen blitzen lässt, möchte man ihn noch sicherlich des Öfteren hören. Großen Respekt vor dieser Leistung, mit diesem Alter!

Außerdem muss man bei Domingo auch anders hören. Mit dem Herzen, wie es ein Kollege vom onlinemerker passend formulierte. Die Menschen lieben Placido einfach. Wer einmal erlebt hat, welch ein Raunen durch das Publikum geht, wenn er die Bühne betritt, der wird das nie vergessen. Solange das zahlende Publikum ihn hören und sehen möchte, ist das nun mal ihr gutes Recht. Egal, ob Tenor, Bariton oder Baritenor. Viva Plácido!

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