Andris Nelsons und Nikolaus Bachler
Foto: Andris Nelsons und Nikolaus Bachler © Fritz Beck

Wagner trifft auf DJ WestBam: Osterfestspiele Salzburg schlagen 2023 neues Kapitel auf

Intendant Nikolaus Bachler geht 2023 bei den Osterfestspielen Salzburg neue Wege. Neben Klassik-Stars wie Jonas Kaufmann und Elīna Garanča setzt er auch auf Elektro-Musik und Tanz.

WestBam und Jonas Kaufmann. Elektro und Wagner. Wer hätte sich vorstellen können, dass diese Konstellation in Salzburg einmal aufeinandertreffen wird. Noch dazu bei den elitären Osterfestspielen Salzburg, die 1967 Herbert von Karajan ins Leben gerufen hat. Damals hauptsächlich, um Wagner zu spielen, wie Nikolaus Bachler bei der Pressekonferenz erzählt. Eine einzige Oper habe Karajan da nicht spielen können. Und so steht der „Tannhäuser“ im Zentrum der Osterfestspiele Salzburg 2023. Aber auch ungewöhnliche Projekte.

Als man Bachler nach Salzburg berufen hat, habe er bereits angekündigt, er wolle andere Sparten integrieren. Dass die Programmauswahl für die Osterfestspiele 2023 nun so kontrovers ausfallen würde, damit haben wohl nur die Wenigsten gerechnet.

Gewandhausorchester Leipzig unter Andris Nelsons

Drei Neuerungen wirft Bachler ins Rennen. Die Wesentlichste: Zum ersten Mal in der langen Tradition der Osterfestspiele setzt man 2023 auf wechselnde Orchester. Statt der bisherigen Stammorchester, engagiert man jedes Jahr ein „Spitzenorchester“ aus einem anderen Land, immer mit deren Chefdirigenten. „Die auch meistens die wichtigsten Dirigenten unserer Zeit sind“, so Bachler. Den Beginn macht das Gewandhausorchester Leipzig unter Andris Nelsons.

Drei Rollendebüts in „Tannhäuser“

Andris Nelsons wird auch den „Tannhäuser“ leiten. Dazu holt Bachler die Inszenierung von Romeo Castellucci aus München nach Salzburg. Hauptsächlich, um Ressourcen zu sparen. Immerhin habe man zwei Jahre keine Osterfestspiele gehabt, was sich „budgetär“ natürlich sehr auswirke. Mit wesentlichen Veränderungen aber, die teilweise sogar ins Bühnenbild eingreifen. Modell für die Zukunft sei das aber keines.

Die Besetzungen der Hauptpartien können sich sehen lassen. Jonas Kaufmann wird sein Rollendebüt als Tannhäuser singen, Elīna Garanča ihre erste Venus, Marlis Petersen ihre erste Elisabeth. Dazu noch Christian Gerhaher und Georg Zeppenfeld, die in ihren Partien erprobt sind.

Tanz und Elektro

Die zweite Säule der Neuerung, sei eine Ausweitung des Programms. Und zwar im Sinne von unterschiedlichen Sparten. Bachler sei immer der Meinung gewesen, „dass man diese strikte Trennung aufhebt“. Deshalb gibt es bei den Osterfestspielen Salzburg 2023 die erste Uraufführung eines Tanzstücks. Inspiriert von Wagners „Wesendock-Liedern“ erschuf der französisch-israelische Choreograf Emanuel Gat das Stück namens „Träume“. Darin sind 14 Tänzerinnen und Tänzer. „Träume“, wie das Programm heißt, setzt sich mit verschiedenen Facetten Wagners auseinander.

Die größte Überraschung sicherlich: 2023 wird man zum ersten Mal auch Elektro-Musik einbeziehen. Ebenso wie „Träume“ in der Felsenreitschule. Dazu hat man Techno-Ikone WestBam eingeladen. Um ein gut durchdachtes Programm zu gestalten, dass kein billiger Abklatsch von Crossover werden soll. Über ein Jahr lang sollen DJ WestBam und die Mendelssohn Orchesterakademie das Programm erarbeiten. Dazu wird der deutsche Kult-DJ, der auch eine große Zuneigung zu Wagner habe, bei seiner Performance Wagnermusik verwenden. „Disco“ soll es allerdings nicht werden.

Das sei nur ein Beginn der Entwicklung, so Bachler. Ausweiten werde man das neue Konzept je nach der Erfahrung, die man sammeln wird.

Kartenverkauf

Beim Kartenverkauf mag Bachler vor allem den Salzburgern ein Geschenk bereiten. Dazu hat man sich ein eigenes Abonnement ausgedacht. Das heißt nicht umsonst „Trio für dich“ oder „Abo to Go“. Drei Vorstellungen kann man damit zu günstigeren Preisen kaufen. Im Abo inkludiert sind: einmal Oper, einmal Konzert und einmal Tanz. Das Entscheidende: Man kann dieses Abo nur in Salzburg am Kartenschalter erstehen. Nicht Online oder über irgendwelche Kartenbüros. Selbstverständlich zu „nicht gerade geringen“ Preisen, betont auch Bachler. Immerhin finanzieren sich die Osterfestspiele Salzburg zum größten Teil aus dem Kartenerlös und von Sponsoren. Der Steuerzahler trägt nur einen geringen Teil.

Weitere Programm-Schwerpunkte: Mit Bach und Bruckners 7. Symphonie wandelt man durchwegs durch das Kernrepertoire des Gewandhausorchesters. Der Chor des Bayerischen Rundfunks singt das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms. Zeitgenössisches steht ebenso auf dem Programm, wie „Der Zorn Gottes“ von Sofia Gubaidulina. Ein Stück für Violoncello und Orchester von Thierry Escaich gelangt zur österreichischen Uraufführung. Gautier Capucon ist der Solist.

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