Don Giovanni – das ist kein Opernabend, das ist Rock’n’Roll mit Perücke. Wien, 1787. Mozart liefert mit „Don Giovanni“ einen Skandal. Ein Spektakel aus Sex, Gewalt und Verdammnis, das bei Mozart so atemlos dahinrast, dass selbst Quentin Tarantino neidisch wäre. Die Prager Uraufführung wird gefeiert, doch in Wien: verstörte Gesichter. Zu düster, zu roh, zu radikal.
Leben am Limit – Absturz vorprogrammiert
Der Held ist ein Ar***loch. Don Giovanni ist ein Playboy, aber ohne Glamour – mehr toxischer Macho als charmanter Verführer. Er lebt für den nächsten Kick, für den nächsten Coup. Frauen sind nur Trophäen, Männer Hindernisse. Steht einer im Weg, wird er weggräumt. Tod oder lebendig, völlig egal. Muss der Komtur erkennen, der seine Tochter Donna Anna heldenhaft verteidigen möchte – geht in die Hose. Schnitt, Feierabend, tot!
Giovannis Komplize ist ein resignierter Zyniker. Leporello, sein Diener, führt akribisch Buch – über alle Eskapaden, die sein Herr quer durch Europa so erlebt. 2065 Frauen, um genaue Zahlen zu nennen, hat dieser verführt. Die Katalog-Arie ist die wohl böseste Statistik der Operngeschichte. Und doch hat Leporello längst erkannt, dass sein Chef ein Abgrund in Menschengestalt ist.
Die Frauen sind zerrissen zwischen Wut, Lust und Rache. Donna Anna will Vergeltung für ihren ermordeten Vater. Donna Elvira schwankt zwischen Liebe und Abscheu. Und Zerlina, die Magd, lässt sich fast verführen, würde ihr Verlobter Masetto nicht dazwischenfunken. Doch niemand entkommt Giovannis dunkler Anziehungskraft.
Mozarts Klang der Verdammnis
Die Musik ist pures Drama. Von der unheilvollen Ouvertüre bis zum wahnwitzigen Finale explodiert Mozarts Genie in jeder Note. Es gibt Gänsehaut, Wutanfälle, erotische Spannung – und dann, am Ende, kommt der Hammer.
Die Strafe ist höllisch. Don Giovanni isst, trinkt und lacht – bis der Stein gewordene Komtur ihn zur Rechenschaft zieht. „Beug deinen Sinn, Verruchter!“, fordert dieser. Doch Giovanni spuckt ihm ins Gesicht. Am Ende öffnet sich die Erde. Flammen lodern, und er fährt zur Hölle. Kein Happy End, keine Reue, kein Mitleid.
Das Fazit dieser „Oper aller Opern“: „Don Giovanni“ ist eine Achterbahnfahrt, die Lust und Untergang in einen göttlichen Soundtrack packt. Ein Thriller, ein musikalisches Inferno, dessen Premiere Mozart selbst dirigiert hat. Mozart liefert keinen Rokoko-Kitsch, sondern einen Vorboten des Existenzialismus. Hedonismus ist Programm – die Strafe unausweichlich.