Gedanken zum (Christ) Tag: Das limbische System trägt die Schuld

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Ein Artikel der österreichischen Tageszeitung Kurier befasst sich mit dem Buch „Vor dem Denken” des amerikanischen Psychologen John Bargh. Bargh, Experte auf dem Fachgebiet des freien Willens und der unbewussten Beeinflussung,  arbeitet an der renommierten Yale University.

Die Quintessenz des Artikels: Der Homo Sapiens hat sich letztendlich gegen alle Konkurrenten durchgesetzt, weil er besser kooperieren und gemeinsam handeln konnte. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe sicherte ihm das Überleben. Deshalb sei es leicht erklärbar, dass wir uns gerade in Krisenzeiten gegen Menschen, die anders aussehen, abgrenzen wollen.

Viele unserer Handlungen seien der Evolution geschuldet. Am Anfang war das limbische System, in dem die Entstehung der Emotionen und das Triebverhalten beheimatet sind. Das Gehirn hat sich im Laufe der Evolution zwar stark verändert. Emotionen und Triebverhalten entstünden nicht mehr nur alleine im limbischen System, sondern sind ein Zusammenspiel vieler Gehirnregionen. Dennoch werden dort auch heute noch Emotionen gesteuert und ein Teil der Bilder gespeichert.

Deshalb ist es kein Wunder, dass sowohl die Werbung als auch die Politik mit Bildern Gefühle erwecken. Negative Emotionen lassen sich viel leichter hervorrufen als positive. Diesen Umstand machen sich Politiker zu Nutzen – Stichwort: Propaganda. Laut Bargh sei seit langem bekannt, dass „Menschen konservativer werden und Veränderungen eher ablehnen, wenn sie sich in irgendeiner Weise bedroht fühlen”.

Reale Bedrohung oder Einbildung sei letztendlich egal. Bedrohungen lassen sich bewusst durch Bilder in Medien hervorrufen. Besonders rechtspopulistische Parteien arbeiten gezielt mit solchen Bedrohungsszenarien, die auf der emotionalen Ebene einschlagen wie eine Bombe. Egal ob der Islam, der Terroristen züchte und das Abendland bedrohe, oder der Mindestsicherungsbezieher, der das Budget in den Abgrund reißt (in Wien beträgt der Anteil der Mindestsicherung 0,9 Prozent am Sozialbudget). Ängste werden bewusst geschürt.

Diesen Bedrohungsszenarien kann man sich willenlos ergeben, oder man wird sich erstmal bewusst, dass unser freier Wille beschränkt ist, der Evolution unterworfen. Bewusstsein schafft immer Klarheit! Und Klarheit ist der erste Schritt des Auswegs, um der Propagandamaschinerie nicht völlig hilflos ausgeliefert zu sein.

Da wir heute den Tag der Geburt Jesus Christus feiern: Auch Jesus war ein Fremder, ein Eindringling, ein Aufrührer, der den Zusammenhalt des Volkes bedrohte…

Joseph Haydn, Klaviersonate Nr. 33, HOB. XVI 20, Andante

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