Einer der ganz Großen. Das war er ohne jeden Zweifel: Vladimir Sofronitsky. Der russische Pianist, dessen Todestag sich heute, am 26. August, bereits zum 59. Mal jährt, ist für viele eher ein Unbekannter. Dabei begeisterte er zu Lebzeiten (1901-1961) nicht nur das Publikum, sondern auch große Kollegen. Swjatoslaw Richter soll, nachdem er von Sofronitsky als Genie bezeichnet wurde, erwidert haben: „Wenn ich ein Genie bin, sind Sie ein Gott!“.
Pianisten der heutigen Zeit erwähnen noch immer seinen Namen. So zum Beispiel Arcadi Volodos. Backstage des Wiener Konzerthauses darauf angesprochen, was er von Vladimir Horowitz‘ Interpretation der „Vers la Flamme“ so hält, wirft er fast beifällig, so nebenbei in den Raum: „I don‘ t like it – listen to Sofronitsky!“ Jewgeni Kissin schreibt: „Ein großer russischer Pianist und ein außergewöhnlicher Musiker, dessen Aufnahmen ich als Kind gehört habe.“
Aber Achtung: Suchtgefahr! Denn Sofronitsky spielt niemals beiläufig, niemals leere Noten, sondern immer leidenschaftlich, zupackend und dynamisch. Als ginge es bei jeder einzelnen Note um Leben und Tod. Dabei verliert er niemals das große Ganze aus den Augen, hält den Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Note. Live-Aufnahmen bestätigen das. Zum Beispiel ein Mitschnitt der Schumann‘ schen Klaviersonate Nr.1 aus dem Jahr 1960. Obwohl bereits schwer erkrankt, neben der Herz-Krankheit ereilte ihn ein Jahr zuvor die Diagnose Krebs, zeigt diese Aufnahme, welch ein Gigant am 26. August 1961 die irdische Welt verlassen hatte.