Wiener Staatsoper, Metropolitan Opera, Berliner Philharmoniker oder das Gstaad Menuhin Festival, alle öffnen sie zurzeit ihre Streamingportale – und zwar kostenlos.
Wegen Coronavirus geschlossen, liest man dieser Tage an allen Vitrinen und Türen der Kunst- und Kulturstätten des Landes. Nicht nur die Wiener Staatsoper, der Musikverein Wien oder das Wiener Konzerthaus, sondern der komplette Kulturbetrieb der Schweiz und Deutschlands wurden ebenso auf Eis gelegt. Die Ursache: Ein kleiner unsichtbarer Feind – CoVid-19, besser bekannt als Coronavirus. Was seit dem Ende des 2. Weltkriegs kein anderes Ereignis geschafft hat, ein kleiner Virus, den man nicht sehen, nicht schmecken und nicht riechen kann, hat es tatsächlich fertiggebracht. Alle kulturellen Veranstaltungen bleiben bis auf Weiters geschlossen.
Um diese schwierigen Zeiten, etwas besser zu verkraften, stellen viele ihre Streamingportale zur Verfügung – und zwar kostenlos. Das bietet auch neue Chancen. Die Wiener Staatsoper hat, seit sie ihren Online-Stream kostenlos zur Verfügung gestellt hat, rund 165.000 neue Registrierungen verzeichnet. Das hat Direktor Dominique Meyer gestern im österreichischen Rundfunk (ORF) verkündet.
Über ihre Streaming Plattform www.staatsoperlive.com zeigt das Traditionshaus am Wiener Ring täglich Aufzeichnungen früherer Opern- und Ballettvorstellungen – weltweit und, wie bereits erwähnt, kostenlos. Dabei kann dieses Online-Programm mit wenigen Ausnahmen sogar dem ursprünglich geplanten Spielplan folgen. Die Streams beginnen um 19.00 Uhr bzw. 18.00 Uhr (Die Frau ohne Schatten, Der Rosenkavalier) bzw. 17 Uhr MEZ (Ariodante, Parsifal) und sind jeweils für 24 Stunden verfügbar. Die Kinderopern (Cinderella, Die Feen) beginnen jeweils um 11 Uhr MEZ. Aus technischen Gründen stehen in seltenen Fällen nicht alle Untertitel-Sprachen zur Verfügung.
Aber nicht nur das ehrwürdige Traditionshaus am Wiener Ring öffnet kostenlos seine Pforten – zumindest multimedial –, auch andere ziehen nach. Die New Yorker Met bietet Aufnahmen der „Live in HD“-Reihe des Opernhauses: Live-Mitschnitte von Opernaufführungen, die in hoher Qualität in Kinos rund um den Globus ausgestrahlt wurden. Die Streams können jeweils ab 19:30 Uhr EST (14:30 Uhr deutscher Zeit) auf der Website der Met abgerufen werden und sind danach für 20 Stunden verfügbar. Aufgrund der großen Nachfrage kann es zu Verzögerungen beim Laden des Streams kommen. Laut aktuellem Spielplan, den es ebenfalls auf metopera.org zu finden gibt, wird morgen, 5. April, Bellinis „Norma“ ausgestrahlt. Dirigiert von Carlo Rizzi. Die Aufzeichnung stammt vom 17. Oktober 2017. In den Hauptrollen singen große Namen, wie Sondra Radvanovsky, Joyce DiDonato, Joseph Calleja, und Matthew Rose.
Aber auch Festivals und Orchester ziehen mit, wenn es heißt, den Durst nach Kunst, Kultur & Musik zu stillen. Neben den Berliner Philharmonikern, die ihr streamingportal Digital Concert Hall für 30 Tage kostenlos zur Verfügung stellen, hat auch das Gstaad Menuhin Festival eine eigene Streamingplattform. Unter gstaaddigitalfestival.ch hat das zweitgrößte Schweizer Musikfestival, das seit 2002 von Christoph Müller geleitet wird, einiges zu bieten. Neben Stars wie Sol Gabetta, Nuria Rial, Fazil Say und anderen, können auch Künstler wie Ute Lemper oder Bobby McFerrin hautnah erlebt werden.
„Denn gerade in der Krise ist unser Bedürfnis nach Musik existenziell“, sagt Intendant Christoph Müller. Via Social-Media zeigt der gebürtige Schweizer auch Mitgefühl mit all den freischaffenden Künstlern, „die von heute auf morgen ohne Konzerte und damit ohne Einkünfte dastehen.“
Ob der Besuch des idyllischen Saanenlandes, mit seinen bezaubernden Kirchen und Almen, dieses Jahr möglich sein wird, steht noch nicht fest. Bislang gibt es keine offizielle Meldung, dass das Gstaad Menuhin Festival, das vom 17. Juli – 6. September 2020 stattfinden soll, gestrichen wurde. „Liebes Publikum, wir glauben an das Gute und vertrauen darauf, dass mit den aktuellen behördlichen Entscheiden der Weg geebnet wurde, um das Konzertleben in nicht allzu ferner Zukunft wieder aufnehmen zu können“, fügt Müller außerdem hinzu.