Foto: Daniel Barenboim © Silvia Lelli
Sonntag, 11. April 2021, BR-Fernsehen, 10:15 – 11:00 Uhr, (verfügbar in der ARD-Mediathek)
Zwei der bedeutendsten Musiker unserer Zeit gemeinsam auf einer Bühne: Mariss Jansons und Daniel Barenboim in der Philharmonie im Münchner Gasteig 2017. Am Programm: Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 und Sergej Prokofjews 5. Symphonie.
Kaum ein anderer kennt das Werk Beethovens derart genau wie er. Egal ob Sinfonien, Klaviersonaten oder Kammermusik: Als Daniel Barenboim im November 2017 in der Philharmonie im Münchner Gasteig das 5. Klavierkonzert gab, floß all dieses Wissen in seine Interpretation des sogenannten „Emperor-Concertos“ mit ein. Am Pult: Mariss Jansons, der das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks leitete. Beide, Barenboim und Jansons, der am 1. Dezember 2019 verstorben ist, schätzten sich unheimlich.
Emperor Concerto
Viel wurde darüber spekuliert, wo diese Bezeichnung ihren Ursprung hat. Wollte Beethoven am Ende Kaiser Napoleon ein Denkmal setzen? Wohl kaum. Die Bewunderung des Komponisten für den Feldherren war 1808/09, als das 5. Klavierkonzert entstand, bereits lange erkaltet. Auch eine Verherrlichung des Krieges, die diesem Werk mehrfach angedichtet wurde, kann ausgeschlossen werden. Briefe des kriegsmüden Beethoven, in der er seine Klage über die marodierenden Truppen zum Ausdruck bringt, sind der Gegenbeweis.
Vielmehr liegt der Grund für den Zusatz »Emperor« wohl in der Widmung: »Dédié à Son Altesse Imperiale Roudolphe Archi-Duc d’Autriche«. Die kaiserliche Hoheit Erzherzog Rudolph war Schüler und Gönner Beethovens, dem dieser eine ganze Reihe seiner Schöpfungen zueignete. Die verheerenden Eindrücke des Krieges können eine empfindsame Künstlernatur aber nicht ganz unberührt gelassen haben, weswegen durchaus zeithistorische Anklänge im 5. Klavierkonzert durscheinen. Wie sehr man sie betont oder nicht betont ist individuelle Entscheidung des jeweiligen Künstlers. Und zwar keine leichte. Denn, wie Barenboim klarstellt: »Mit Beethoven muss man ringen.«
Konzert in der ARD-Mediathek abrufbar